Gerade wenn man das Thema BDSM neu für sich entdeckt, stellen sich viele Fragen. Doch auch Kenner der Szene haben Fragezeichen im Kopf, die Google nicht beantworten kann. Mit Stephen Masz haben wir einen wahren Experten an der Seite. Ihr fragt – er antwortet.
Manuel, ein Coachingkunde, fragt:
Ich frage mich immer wieder bei entsprechenden Gelegenheiten wie die nonverbale Kommunikation beim entsprechenden „Spiel“ verbesserte werden könnte, da ich hier oft in Schwierigkeiten gerate und letztendlich nicht weiß was mein Gegenüber wirklich will, speziell wenn ich den dominanten Part übernommen habe und mir dessen Verpflichtungen auch bewusst bin. Allerdings stoße ich oft auf Partnerinnen, welche in meinen Augen und mit meinen restlichen Sinnen einfach „nicht zu lesen“ sind.
Atemreduktion – Wann sind Grenzen erreicht?
Beispiel: Eines meiner Lieblingsspiele ist nun mal Atemreduktion beim Gegenüber, ich stehe ziemlich darauf wenn ich sehe, dass es in Richtung Grenzbereich geht und ggfs. die Gesichtshaut schon annähernd blau anläuft (ist schon etwas krank, oder?). Wenn es gut läuft (und eigentlich möchte ich dieses Spiel nur mit Personen praktizieren, welche mir signalisieren wenn es an ihre Grenzen geht), dann zeigt mir die entsprechende Augendrehung dass nachzulassen ist.
Oft versuche ich auch, zuvor bestimmte Verabredungen zu treffen (Safewords funktionieren an dieser Stelle jedoch nicht) und bspw. bei diesem Spiel einen oder mehrere Finger in den Rachen der Partnerin zu drücken (um dadurch einen Würgereiz auszulösen, der mich und hoffentlich auch die Partnerin ebenfalls mächtig kickt) und sie zu bitten, dass sie mich einfach auf die Finger beißen soll, wenn es denn genug ist, woraufhin ich natürlich sofort vom Geschehen ablassen oder zumindest die Sache deutlich reduzieren würde.
Wenn das Spiel abrupt kippt…
Aber oft klappt diese Abmachung einfach nicht und dann kann es sein, dass das Spiel abrupt kippt. Leider ist es sehr schwer für mich Partnerinnen zu finden, welche dieses Spiel verstehen. Und mit Personen, welche dieses Spiel nicht verstehen und entsprechend kommunizieren können, fällt es mir wiederum schwer diesen an sich sehr schönen Akt auf die Spitze zu treiben.
Mit viel Übung und demselben Partner kann man sich natürlich im Laufe der Zeit besser kennenlernen. Die Krux ist jedoch dass (mir) dieses Spiel deutlich mehr Freude mit bisher unbekannten Partnern macht.
Man könnte die Frage auch anders formulieren: Da ich selbst wohl noch nicht genug Meister-Kenntnis in diesem Metier habe und eben oft auch die Partnerin nicht, wie kann man sich dann schnell auf sicheres Terrain hochschaukeln, speziell wenn es sich um fremde Partner handelt, die man noch nicht kennt (was natürlich auch genau durch diese Unbekanntheit seinen großen Reiz hat).
Viele Grüße
Manuel
Stephen M. antwortet
Hallo Manuel,
vielen Dank für Deine Frage. Das ‚Lesen‘ von Partnerinnen ist tatsächlich ein Thema für sich. Selbst für mich, denn auch wenn ich mittlerweile ganz gut darin bin – es kann schwierig sein.
Speziell im Grenzbereich, wenn eine Sub ‚wegzukippen‘ droht (das kann auch vor Erregung oder wegen eines simplen Kreislaufproblems mal der Fall sein), bist Du letztendlich allein auf Deine Antennen angewiesen, weil die Frau dann keine verlässliche Rückmeldung mehr geben kann.
Ich kenne gerade auch das Thema Würgespiel aus eigener Erfahrung und hatte da eben auch schon Frauen, denen ich rückblickend eine gewisse ‚Todessehnsucht‘ unterstellen würde. Eine hätte sich eher erwürgen lassen, als ‚Stop‘ zu sagen (wenn sie dazu denn noch in der Lage gewesen wäre). Und ich bin auch rückblickend noch gottfroh, dass es damals gut ging und ich rechtzeitug reagiert habe.
Achtung vor Borderline-Alarm
Aber auch wenn ich Dir gerne eine Hilfe an die Hand geben würde – ich kenne nichts, was man in dieser Situation anders machen könnte außer sich selber unter Kontrolle zu halten und den Körper einer Frau zumindest medizinisch lesen zu lernen (kalte Hände = Fesseln lösen, dicke Backen oder Verfärbung der Gesichtshaut = Würgegriff lockern etc.).
Noch weniger gibt es bei neuen Partnern eine Best-Practice – im Gegenteil, es ist leider so, dass man mit einer Neuen die fortgeschrittenen Sachen tunlichst erstmal bleiben lassen sollte. An diesem Punkt wirst Du Dich wohl entscheiden müssen – Frischfleisch oder Extremes. Mir persönlich wäre es sogar sehr suspekt, wenn eine neue Frau mich um Sachen bitten würde, die ich für (am Anfang) zu extrem erachte. Da besteht akuter Borderliner-Alarm.
In diesem Sinne – bleib immer bei Dir und Dir selber treu!
Viele Grüße
Stephen