BDSM und Beziehung: Grenzen und Möglichkeiten

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BDSM und Beziehung

Wo fängt Dominant-Devot an, wo hört es auf? BDSM und Beziehung. Ist die Sub automatisch eine Putzsklavin oder herrscht Augenhöhe außerhalb des Spiels? Ein komplizierte Frage, die sich unser „Dr. Sommer“ des BDSM widmet. Doch Stephen M. weiß auf alle Fragen eine Antwort.

Tanja fragt – BDSM und Beziehung. Bin ich seine Putzsklavin?

Sehr geehrter Sir Stephen,

seit gut zwei Jahren haben mein Mann / Herr und ich das BDSM-Spiel für uns entdeckt. Anfänglich auf reine Spielszenen bezogen, fühle ich mich mittlerweile im Alltag ausgenutzt. Wo fängt BDSM an, wo hört BDSM auf? Angekettet am Kreuz gehen meine / unsere Wünsche in Erfüllung. Vor ihm knieend bin ich SEINS. Doch nun zieht er sich – so banal sich das anhört – aus dem Haushalt komplett raus und lässt sich einfach nur noch bedienen. Und bezieht das auf unser „Spiel“. Doch da schreit mein Inneres Ich auf! Ich bin seine Sub, aber nicht seine „Putzsklavin“. Einen Vertrag haben wir übrigens nicht. Doch darf ich einen HERRN daran erinnern, dass es im Alltag auf Augenhöhe zugehen sollte? BDSM und Beziehung – wie gehe ich damit um?

LG
Tanja

P.S.: Ich habe übrigens einen Fulltime-Job, wie er auch.

Antwort von Stephen

Hallo Tanja,
zunächst mal ein schwacher Trost vorweg: Ihr seid nicht das einzige Paar, das sich mit solchen Fragen auseinandersetzen muss.

Genau genommen berührt Deine Frage 2 Aspekte:

  • zum einen das leidige aber große Thema Beziehungsalltag und
  • zum anderen den 3. Teil der alten BDSM-Regel ’safe, sane, consensual‘ (sicher, gesund/vernünftig, einvernehmlich) – die Einvernehmlichkeit, also alles was zwischen BDSM-Partnern als einvernehmlich vereinbart wurde und gelebt wird.

Zum Thema Beziehungsalltag gibt es hier schon andere Artikel, aber kurz gesagt muss man sich als Paar irgendwann entscheiden, ob man BDSM als ‚Spiel‘ neben dem Alltag leben möchte (und sich im Alltag ansonsten auf Augenhöhe befindet) oder als 24/7 bzw. im ‚Total Power Exchange‘-Modus, also mit permanentem Machtgefälle.

BDSM und Beziehung

Letzteres funktioniert in der Regel nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen, die in den allerwenigsten Beziehungen herzustellen bzw. langfristig aufrecht zu erhalten sind. Ein Job des submissiven Parts kann zwar theoretisch in eine 24/7-Beziehung integriert werden, in der Praxis wird das Ganze aber bereits hier oft ad absurdum geführt.

Aus diesem Grund sind echte 24/7-Beziehungen nicht nur selten, sondern auch selten erfolgreich. Zumindest nicht langfristig. Ein 24/7-Wochenende mag interessant sein, 24/7-Monate überfordern auch die allermeisten Doms.

Der zweite Teil ist die Einvernehmlichkeit. Egal um welches Thema es sich handelt – ob sexuelle, psychische wie physische Tabus oder eben das Leben im Alltag – manches kann, manches sollte und manches muss einvernehmlich geregelt werden und selbstverständlich können sich die Dinge und damit auch die Regeln später noch ändern.

Warum kann / sollte / muss?

Es gibt durchaus Bereiche, bei denen ich es als Muss betrachte, diese in jedem Fall vorher anzusprechen und einvernehmlich zu regeln. Beispiele dafür sind alle gesundheitlich relevanten Themen. Auch Soll-Bereiche, die man sich zumindest für sich selbst überlegen und ggf. auch ansprechen bzw. regeln sollte, gibt es. Dazu zählt für mich Alles, was komplette Abturner für einen von beiden sind.

Sowohl Muss- als auch Soll-Themen ändern sich oftmals gar nicht oder allenfalls sehr langsam und in sehr kleinen Schritten.

Der größte und beweglichste Bereich ist alles mit dem Prädikat ‚Kann‘ – also all die kleinen und großen Dinge, die man nicht zwingend besprechen und regeln muss und auch nicht sollte, um sich nicht zu sehr einzuschränken, die sich aber in einer BDSM-Beziehung auch mal verändern und in der Priorisierung aufsteigen können.

Nehmen wir Euer Thema ‚Putzsklavin‘. Das ist zu Beginn oft nicht absehbar und wird deshalb erstmal außen vor gelassen (also schlicht vergessen). Wird das dann später mal Teil eines Rollenspiels, kann es für beide geil sein.

In dem Moment jedoch, wo es für Dich zum Abturner wird, solle bzw. muss es auf den Tisch und geregelt werden. Sonst lauft ihr Gefahr, dass solche unausgesprochen gärenden Dinge langfristig Euer ganzes Thema BDSM und Beziehung zu torpedieren.

Viele Grüße, Stephen

Weitere Themen und BDSM Fragen findet ihr hier.

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STEPHEN MASZ begleitet euch in seine BDSM-Welt. Bereits in jungen Jahren hat er diese faszinierende Facette für sich entdeckt und lebt seither den Lifestyle mit Kopf und Herz. Ihr habt Fragen, die ihr euch nicht zu stellen traut? Möchtet etwas wissen, wobei euch Google keine Antwort geben kann? Stephen ist der „Dr. Sommer“ im Bereich BDSM. In der Redaktion liegen ihm die Mädels zu Füßen – seinem Blick und seiner Stimme vermag niemand zu widerstehen. Aufklärung bieten und Lust verschaffen stehen bei ihm im Mittelpunkt. Ihr wollt mehr über Stephen erfahren? Dann lest HIER weiter.