Ihr habt eine BDSm Frage? Wir beantworten sie! Heute geht es um eine „psychologische“ Frage…
Die Baumärkte verzeichneten einen gesteigerten Absatz an Kabelbindern und Klebeband. Handschellen erfreuten sich in Sex-Shops großer Beliebtheit. 50 Shades of Grey hat BDSM in den heimischen Schlafzimmern salonfähig gemacht. Doch wie stark ist die „Vanilla-Szene“ geprägt von Dominanz und Schmerz? Stephen M. beantwortet eine interessante Frage…
BDSM Frage von Katja
Hallo Stephen, ich bin totaler Laie und bisher auch Vanilla, aber trotzdem interessiert am Thema BDSM. Was ich mich bisher immer gefragt habe…
Wie erklärt sich aus deiner Sicht die Zunahme des Interesses an BDSM in der Gesellschaft? Ist das ein Spiegel für allgemeine Strömungen und ich bin nur Mainstream?
Dominanz wird in Filmen (auch wenn das keine guten Beispiele sind) oft mit sehr erfolgreichen und wohlhabenden Männern gleichgesetzt und attraktiv verkauft. Mein Eindruck ist immer, sobald ein Otto-Normalo mit Dominanz daherkommt, ist das total unglaubhaft bzw. meist eher lächerlich.
Steht Dominanz nur erfolgreichen Männern? Und was machen die anderen? Es herrscht ja so eine Art Alpha-Mangel, oder?? Wobei einen selbstgefälligen Narzissten-Alpha hält eigentlich auch keiner aus.
Liebe Grüße, Katja
Stephen M. antwortet
Hallo Katja, die meisten Frauen, mit denen ich zu tun habe sind wie Du am Anfang noch totale Laien 😉
Erstmal vielen Dank für Deine Fragen.
Ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich eine Zunahme des Interesses gibt oder ob das seit 50 SoG nur mehr wahrgenommen wird. In jedem Fall sind die Leute, die es wirklich wollen nicht so zahlreich. Die allermeisten sind lediglich Menschen, die sich an BDSM-Berichten oder Büchern ein bisschen gruseln wollen und die allenfalls mal auf eine Fetisch-Fete gehen um ihr Lackkleidchen oder die Lederhose aus dem Schrank holen zu können.
Zu Deiner zweiten Frage: Erfolg und Geld sind genauso wenig Voraussetzungen für Dominanz, wie Lederhosen oder das öffentliche Tragen einer Reitgerte. Das mit dem Erfolg ist ein von 50 SoG getriggertes Klischee für den Mainstream. In der Realität sind überproportional viele devote Männer im richtigen Leben erfolgreich und wohlhabend.
Echte Dominanz speist sich in erster Linie aus echter Gelassenheit und das ist etwas, was man nicht im Außen finden kann (also auch nur sehr bedingt lernen kann).
Aus diesem Grund stehe ich u.a. 50 SoG eher kritisch gegenüber (siehe https://www.bdsm-workshops.com/50-shades-of-grey-eine-hassliebe/). Christian Grey ist zwar bis ins Klischeehafte reich, aber nach meiner Definition eben nicht dominant, denn ein wirklich dominanter Mann hat es nicht nötig eine Frau zu manipulieren und zu stalken. Und Anstasia ist nicht wirklich devot, sie macht über weite Strecken nur mit.
Aber mal unter uns – wenn Du tatsächlich persönlich an BDSM interessiert bist, dann waren Deine beiden Fragen doch nur Alibi-Fragen, oder? Denn allgemeine gesellschaftliche Betrachtungen sind auf der persönlichen Ebene eher unwichtig. Was bewegt Dich also wirklich?
LG, Stephen