Es sind nicht ausschließlich Anfänger der Szene, die sich mit einer BDSM Frage an Stephen M. wenden. Manchmal stellen sich auch nach Jahren noch Fragen; manchmal hat sich die Situation verändert. Doch unser „Dr. Sommer “ weiß jede BDSM Frage zu beantworten.
BDSM Frage von Sub „Monique“
Lieber Stephen,
ich in sehr dankbar, bereits seit Jahren einen Dom an meiner Seite zu wissen. Immer wenn wir uns gesehen haben (in der Regel am Wochenende), durfte ich unvergessliche Stunden verbringen. Nun sind wir vor wenigen Monaten zusammengezogen. Wir leben kein 24:7, aber es fällt mir schwer, in meine devote Rolle zurückzufinden, wenn ich „Ihn“ vorher dreimal daran erinnern musste, den Müll bitte rauszubringen und er auch sonst keinen Finger im Haushalt krümmt. Oder sehe ich es „falsch“, dass (wenn beide berufstätig sind), sich auch ein Dom in das gemeinsame Zusammenleben (auch mit den Pflichten) einbringen sollte?
Umso schwieriger ist es, nach einem harten Berufstag und anschließender Hausarbeit in meine demütige Rolle zu finden. Was wäre deine Empfehlung für das „Schalter umlegen“, was mir aktuell fehlt? Oder ist BDSM in einer Lebenspartnerschaft ohnehin schwierig auszuleben?
Vielen Dank für deine Antwort!
LG Monique
Stephen M. antwortet
Liebe Monique,
vielen Dank für Deine interessante Frage. Ein kleiner Trost vorweg – Du bist kein Einzelfall. Den Switch vom alltäglichen Miteinander mit all seinen kleinen und großen Problemen und Reibungspunkten zum Paar, das wild übereinander herfällt, schaffen leider nur die wenigsten Paare. Nicht nur im BDSM. Auch Vanilla-Paare machen immer wieder die Erfahrung, dass sich die Erotik in einer Partnerschaft, bei der man auch den Alltag teilt – hm – nennen wir es mal ‚verändert‘.
Bei BDSM-Paaren ist das zumindest vom Grundsatz her nicht anders. Natürlich gibt es da ein paar zusätzliche Möglichkeiten – zum Beispiel, dass bei BDSM-Paaren der Dominate den Switch vom Alltag zum Spiel allein bestimmen könnte. Theoretisch zumindest. In der Praxis passiert jedoch genau das von Dir Beschriebene – der Sub fällt es schwer in Ihre devote Rolle zu finden, wenn vorher der gesamte Alltag irgendwie völlig anders lief.
Und es kann noch schlimmer kommen – es kann passieren, dass die Sub früher oder später ihre devote Achtung vor dem Dom verliert. Ein Phänomen übrigens, das auch bei Switcher-Paaren relativ oft vorkommt. Ich höre dann Sätze wie „ich kann mich ihm nicht heute unterwerfen, wenn er gestern vor mir gekniet ist“. Der Alltag wie Du ihn beschreibst ist dabei ähnlich wie ‚Switchen light‘. Ihr nehmt voreinander (!) im Alltag einfach völlig andere Rollen ein, wie im Spiel. Das ist bei Paaren, die nicht zusammenleben zwar auch so, aber es passiert eben nicht voreinander, sondern getrennt.
Deshalb mein wenig aufmunterndes Fazit: Es ist zumindest langfristig fast immer so, dass die Erotik auch bei BDSM-Paaren nachlässt, wenn man auch den Alltag zusammen teilt. Jedenfalls kenne ich kein BDSM-Paar, das es geschafft hat, Alltag und geile Erotik langfristig unter einen Hut zu bringen.
Schwacher Trost: Das gilt auch für mich.
Mögliche Lösungswege: Beziehung öffnen, Gastherren, Gast-Subs oder befreundete BDSM-Paare besuchen / einladen, Alltag und Spiel zeitlich und räumlich so weitgehend wie möglich voneinander trennen (Feten, spezielle Locations).
Am allerbesten ist es jedoch gar nicht erst zusammenziehen!
Liebe Grüße
Stephen
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