Weltfrauentag 2021 – noch ein weiter Weg

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Weltfrauentag 2021

Was haben wir Frauen nicht schon alles erreicht… Wir dürfen wählen, laut Gesetz erhalten wir den gleichen Lohn wie das männliche Geschlecht und wir dürfen sogar ohne Erlaubnis des Ehemannes arbeiten gehen. Die Errungenschaften der vergangenen 100 Jahre wiegen schwer, doch wie aufgeklärt und sexuell befreit ist die Frau von heute wirklich? Gedanken zum Weltfrauentag… Der übrigens auf den 08. März datiert ist…

Ein Satz vorab: Es handelt sich bei diesem Text um eine persönliche Meinung der Autorin. Als selbstbewusste Frau liebe ich mein Leben – und bin dankbar um all die Errungenschaften, die tapfere Vorreiterinnen in den letzten Jahrzehnten auch für mich erkämpft haben. Aber – ist die Frau von Heute wirklich so frei, wirklich so selbstbestimmt, wie „man“ behaupten würde? Ich rede jetzt nicht über die Gehaltsverhandlungen mit dem Vorgesetzten, nicht über die Freiheit, nicht zwangsverheiratet oder genital verstümmelt zu werden (dies wäre einen eigenen Artikel wert). Ich rede über das Thema: Wie „frei“ bin ich als sexuelle Person, in meinen Gedanken, in meinem Umfeld, in meinem Leben?

Wir leben in einer offenen Gesellschaft – oder etwas doch nicht?

Nun, im jungen Alter von 24 Jahren habe ich zum ersten Mal einen Swingerclub betreten. Also schon früh habe ich sexuelle Erfahrungen gemacht, die außerhalb der heimischen Bettkante stattfinden. So manche Fantasie konnte dadurch Realität werden, vieles habe ich erlebt und noch mehr gesehen. Mancher Reiz des Anfangs ist mittlerweile verflogen. Doch so wie man an einer Eistheke zunächst alles ausprobiert, findet man seine Lieblingssorten. Als kommunikativer und offener Mensch habe ich auch meinem Freundeskreis davon erzählt. Nun, die Freundinnen wurden insbesondere beim Thema BDSM und Bi-Leidenschaft neugierig und stellten ernsthafte Fragen. Doch die Männer? Es schwankte zwischen komischen Blicken und spürbar mehr anzüglichen Sprüchen. Von zum Teil Kerlen von denen ich weiß, dass sie zum Bedauern ihrer Lebenspartnerin das Licht im Schlafzimmer beim Sex ausmachen und Doggystyle schon zu versaut empfinden. Hatten wir uns zuvor über berufliche Themen ausgetauscht oder den letzten Kinofilm diskutiert, kamen nun verstärkt Fragen wie „Na, wie viele hast du letztes Wochenende gefickt?“. Neid, Herabwürdigung, Höhlenmenschendenken? Nur weil ich mich frei fühle und meine sexuelle Art auslebe?

In Swingerclubs gehe ich meistens mit einem Partner. Denn obwohl ich kommunikativ schnell Kontakt zu anderen Paaren oder auch Singleherren finde, wird eine Single-Frau zum Teil doch als Freiwild gesehen. Daher besuche ich auf Solopfaden nur bestimmte Clubs, nur Parties von ausgewählten Veranstaltern. Denn dort weiß ich, dass solche Typen dort nicht unterwegs sind – und sollten sie aufdringlich werden, schnell des Hauses verwiesen werden.

Frau allein im Sexshop

Auch mit Spielzeugen kann frau sich vergnügen. Dafür muss man kein Single sein. Ich persönlich finde, Sex-Spielzeuge verschaffen auch einen zusätzlichen Kick in der Beziehung. Sexshops sind mein Terrain, ich weiß was ich will und lasse mich dabei auch gerne beraten. Doch auch hier muss ich ehrlich sagen: Ich fühle mich wohler, wenn ich auf eine Frau als Verkäuferin treffe. Und sie fragen kann, ob der Vibrator wirklich so gut ist oder ich doch besser mit einem Womanizer beraten bin.
Nun, bei meinem letzten Umzug entdeckte ein guter Freund von mir meine Kiste mit Spielzeug. „Du musst es ja nötig haben“, war sein Kommentar. Perplex fiel mir in dem Moment keine Antwort ein, doch die Aussage beschäftige mich noch lange. Habe ich es nötig? Impliziert diese Frage nicht die Annahme, dass ich nicht genügend Sex habe? Denn ich fühle mich ausreichend befriedigt. Doch darf eine Frau nicht Sexspielzeuge haben, ohne als untervögelt zu gelten?Und was sagen sie erst wenn sie wissen, dass ich mir auch heiße Frauen in mein Schlafzimmer einlade, wenn ich Lust dazu habe. Zumindest virtuell…

Darf ich ihm alles sagen?

Eine gute Freundin lud sich zu einer Falsche Wein ein. Sie hatte Redebedarf. Allein, dass es zwei Gläser benötigte, um ihre Zunge zu lockern zeigt, wie unangenehm ihr das Thema war. Sie würde doch so gerne von ihrem Freund mal wieder geleckt werden. Aber sie traut sich nicht, ihm dies zu sagen. Mädels – traut euch, eure Fantasien auszusprechen. Ihr seid nicht versaut, nicht notgeil – sondern einfach nur Frau! Ein Mann nimmt, die Frau gibt – diese Zeiten müssen längst vorbei sein.

Freizügige Fotos in Social Medien

Kaum sind ein Hauch von Nippeln zu erahnen, droht bei Instagram und Co. die Sperrung. Natürlich nur, wenn ein Frauenkörper dahintersteckt. Zeigen Männer hingegen ihren nackten Oberkörper, ist alles erlaubt. Dankbar dürfen wir Frauen uns wohl zeigen, dass eine Plattform mittlerweile zumindest erlaubt, dass wir auf Fotos unsere Brüste in der Hand halten dürfen. Zumindest haben sie ihre AGBs entsprechend geändert. Und haben fest vor, sich an dieser neuen Richtlinie auch zukünftig zu orientieren. So zumindest der Plan – noch Fragen?

Freizügig = Frei zugänglich?

Ich habe einen guten Spruch auf Facebook gelesen: „Ich ziehe mich nicht an wie eine Nutte. Sondern du denkst wie ein Vergewaltiger!“ Ich trage kurze Röcke, hohe Schuhe und enge Tops, die zeigen, dass meine Diät endlich funktioniert. Warum? Weil ich es mag! Natürlich möchte ich mich präsentieren, aber das ist keine Einladung. Werde ich ungewollt angefasst, nun…Ich bin gut erzogen worden. Meine Mutter hat mir beigebracht, wie man chirurgisch einwandfrei einem Mann den Daumen brechen kann. Aus eigener Erfahrung – eigentlich traurig…

Fazit

Wir Frauen müssen uns für nichts rechtfertigen! Als Schlampen lassen wir uns nicht bezeichnen, nur weil wir gerne Sex haben. Wir sind keine Nutten, weil wir uns gerne freizügig kleiden. Und wir sind nicht untervögelt, wenn wir auf Sexspielzeug stehen. Bis dies jedoch in der Männerwelt anerkannt sein wird – da hoffe ich schon eher auf eine gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Frauentag 2021- ein Grund zu feiern… Und um weiter zu kämpfen!