Sexpositiv – Ein neuer Trend – eine neue Bewegung?

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Sexpositiv – ein neuer Trend? Eine neue Bewegung? Zumindest kursiert der Begriff immer öfter in den Medien bzw. in der Szene. Die ersten „Sex-Positiv-Partys“ sind gerade in den beiden Hochburgen Wien und Berlin bereits etabliert. Man distanziert sich jedoch explizit von „Sex-Partys“ oder/und „Swinger-Partys“… was genau bedeutet also Sexpositiv?
Zunächst mal haben wir Wikipedia befragt (gibt es nur im englischen) und folgendes Ergebnis – frei übersetzt – erhalten:

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Was sagt Wikipedia?

Die Sex-Positive-Bewegung ist eine soziale und philosophische Bewegung, die versucht, kulturelle Einstellungen und Normen rund um die Sexualität zu verändern, indem sie die Anerkennung der Sexualität (in den unzähligen Ausdrucksformen) als natürlichen und gesunden Teil der menschlichen Erfahrung fördert und die Bedeutung der persönlichen Souveränität, Safer-Sex-Praktiken und des einvernehmlichen Geschlechtsverkehrs (frei von Gewalt oder Zwang) betont. Sie deckt jeden Aspekt der sexuellen Identität ab, einschließlich des geschlechtlichen Ausdrucks, der Orientierung, der Beziehung zum Körper (Körper-Positivität, Nacktheit, Wahlfreiheit), der Wahl des Beziehungsstils, der reproduktiven Rechte und alles andere, was die Gesellschaft unter den Schirm geworfen hat.
Sex-Positivität ist „eine Haltung gegenüber der menschlichen Sexualität, die alle einvernehmlichen sexuellen Aktivitäten als grundsätzlich gesund und lustvoll ansieht und sexuelle Lust und Experimente fördert“. Die Bewegung macht im Allgemeinen keine moralischen Unterschiede zwischen den Arten sexueller Aktivitäten und betrachtet diese Entscheidungen als Angelegenheiten der persönlichen Präferenz. (Quelle: Wikipedia engl.)

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Frage der persönlichen Präferenz

Die Sex-Positiv-Bewegung macht demzufolge also grundsätzlich keine moralischen oder ethischen Unterscheidungen zwischen heterosexuellem oder homosexuellem Geschlecht. Sie betrachtet sämtliche Entscheidungen und Aktivitäten (z.B. BDSM, Polyamorie, Masturbation) als eine Angelegenheit der persönlichen Präferenz. Aufgrund der Weitläufigkeit der SP-Bewegung ist es also kaum möglich, eine Definition des Begriffs nach „klassischen“ Gesichtspunkten vorzunehmen.
Prizipiell handelt es sich also um die Philosophie, die Sexualität als eine potentiell positive Kraft im eigenen Leben versteht. Sie kann natürlich mit der Sexualnegativität kontrastiert werden, die Sex als problematisch, störend, gefährlich betrachtet. Sex-Positivität erlaubt und zelebriert sexuelle Vielfalt, unterschiedliche Wünsche und Beziehungsstrukturen sowie individuelle Entscheidungen, die auf Zustimmung beruhen, und zelebriert sie tatsächlich. Sex-Positivität ist eine Kulturphilosophie, die Sexualität als eine potenziell positive Kraft im eigenen Leben versteht.

Woher kommt die Bewegung „Sexpositiv“?

Nun, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Während manche die Geburtsstunde in der „sexuellen Befreiung“ der 1960/70er Jahre sehen, als Millionen Menschen die „freie Liebe“ das Hippie-Ethos annahmen und die Macht der Liebe und die Schönheit von Sex als natürlichen Teil des gewöhnlichen Lebens predigten, sehen andere die Wurzeln bereits in der späten 1920er Jahren und schreiben den Begriff Freuds Schriften über sexuelle Befreiung und psychosexuelle Themen sowie Wilhelm Reich, der den Begriff ursprünglich geprägt hat, zu.

Wie auch immer… Fakt ist, dass die sexuelle Liberalisierung eine neue Epoche beim Experimentieren mit offenem Sex in und außerhalb der Ehe, Empfängnisverhütung und der Pille, öffentlicher Nacktheit, Befreiung der Homosexuellen, legalisierter Abtreibung, interrassischer Ehe, Rückkehr zur natürlichen Geburt, Frauenrechten und Feminismus eingeläutet hat. (Zeit des „Coming-Out“).

Seit den frühen 2000er Jahren hat sich die Bewegung immer weiter dem Mainstream angenähert. Das Aufkommen der sozialen Medien sorgte für neue Kommunikationswege, die Sex-Positivität einer breiteren Masse zugänglich machte und so neue Fans generierte. Durch die Ausdehnung der Reichweite ist
Sex-Positivität zu einem Bereich geworden, der noch mehr alle Arten von Sex und Sexualität einschließt.

Dadurch wurden die Menschen ermutigt, ihr Schamgefühl zu senken und offener zu werden.  Sexpositivität
ist also inzwischen eine umfassende Bewegung, die sehr viele soziale, poltitische und philosophische Bereiche umfasst und auf das gesamte Leben eines Menschen Einfluß nehmen kann. Dadurch gibt es noch immer allgemeine und endgültige Definition. Eine sexpositive Haltung geht aber grundlegend aus von
Gleichwertigkeit, Selbstbestimmung aller sexuellen Identitäten bzw. Orientierungen sowie einer bejahenden, hedonistischen und positiven Haltung gegenüber der eigenen Sexualität. 

Was bedeutet Sexpositiv für uns?

Bei der Themenrecherche bin ich auf ein jüngst veröffentlichtes Buch gestoßen, welches sich ausführlich mit dem Thema Sexpositiv beschäftigt. Die Autorinnen Barbara Zuschnig und Beatrix Roidinger bringen es dabei meiner Meinung nach auf den Punkt:

„Wir sind davon überzeugt, dass unsere Haltung zu Beziehung und Sexualität unsere gesamte Persönlichkeit beeinflusst. Eine Auseinandersetzung, wie wir leben und lieben und begehren, fördert unsere Entwicklung zu mehr Selbstliebe und zu einem zufriedenen Menschen.

Fragen zu Sexualität und Beziehung berühren die wesentlichen Teile unseres Menschseins. Die Haltung, die wir zu Sexualität haben, spiegelt unsere persönlichen Normen und Werte wider. Wie wir in Beziehung mit uns selbst gehen (können), so gehen wir auch in Beziehung zu anderen Menschen. Und letztendlich auch in Beziehung zur Welt.

Wachstum heißt Grenzen erkennen und erweitern. Offen sein für das Andere und die Differenz nicht nur aushalten, sondern auch als Chance begreifen. Je enger unsere Vorstellung von Sexualität ist, desto enger ist sie auch von der Welt. Eine sexpositive Haltung fordert uns heraus, uns mit uns selbst zu beschäftigen. Bewusstheit zu schaffen, wo vorher Unbewusstes war. Erst dann können wir Verantwortung für eigene Bedürfnisse übernehmen. Erst dann können wir uns in Selbstfürsorge üben und unserem eigenen (sexuellen) Wesen liebevoll und wertschätzend begegnen. Eine Grundvoraussetzung für persönliches Wachstum – nicht nur was Sexualität betrifft.“

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Nach Jahren als Journalistin in der "normalen Welt" tätig, zog es Alexandra auf die "heiße Seite" des Lebens. Als Chefredakteurin verantwortet sie die inhaltliche Ausrichtung von Erolifestyle, wobei sie sich zu 100 Prozent auf das Themengespür ihreres Autorenteams verlassen kann. Alexandra greift gerne die aktuellen Nachrichten und Entwicklungen auf - kann dabei allerdings manchmal ihre spitze Feder nicht so ganz im Zaum halten.