Sie haben im Jahr 2002 die Welt des erotischen Lifestyles für sich entdeckt… Mittlerweile in der Familie gefordert, leben sie doch ihr erotisches Leben in Wien aus – ihrer Meinung nach die lebenswerteste Stadt der Welt. Von den Anfängen bis heute – Sandra hat sie befragt und sie haben tatsächlich ausführlich Auskunft gegeben.
1. 1. Wie seid ihr auf den „Geschmack“ des erotischen Lifestyles gekommen? Wer hatte die Idee?
Wir waren damals schon 12 Jahre zusammen und wollten es auch bleiben. Da Claudia Peters erste richtige Freundin war, stand das Thema im Raum, wie mit der Lust auf fremde Haut umzugehen war. Fremdgehen und Betrügen und der ganze Rattenschwanz danach hatten wir bei Freunden erlebt, das wollten wir auf keinen Fall haben. Das gesellschaftlich verlangte Unterdrücken erschien allerdings auch nicht als funktionierendes Lebensmodell. Schließlich scheitern ja auch die meisten Beziehungen auch dran.
Als Claudia in einer Fitness-Zeitung einen Artikel über einen Paare Club in Holland gelesen hatte, kam es zum offenen Gespräch. Obwohl sie es sich anfangs nicht wirklich vorstellen konnte, wünschte er sich einen gemeinsamen Besuch dort zu zweit zum 30ten Geburtstag.
2. Wie verlief euer erster Besuch in einem Club?
Wir waren natürlich superaufgeregt. Wir standen überpünktlich vor dem verschlossenen Tor und waren uns nicht sicher, ob wir es wirklich wagen sollten.
Wir hatten uns natürlich vorab im Internet genau informiert – aber jetzt standen wir wirklich in der Realität vor diesem Anwesen wie vor einem großen Abenteuer. Das Fun4Two ist ein Club nur für Paare. Das war uns am Anfang wichtig. Außerdem zieht man sich dort nicht gleich aus oder um, sondern bleibt erst einmal in Straßenkleidern. Das ist zum Ankommen ganz angenehm.
Der Club ist perfekt ausgestaltet: Eine Bar lädt zum ersten Drink ein, wenige 4er Tische bieten Platz für ein spontanes Kennenlerndinner und wenn die „Take your clothes off“ Musik läuft, ziehen sich Stück für Stück alle in erotische Dessous um, und es kann das Wunderland für Erwachsene erkundet werden.
Wir haben uns gleich mal zu zweit eingesperrt. Die Atmosphäre war natürlich verrucht aufregend erotisch, aber wir hatten gleichzeitig auch großen Respekt und wollten noch nicht direkt auf Tuchfühlung gehen.
Erst gegen später tastete sich auf einer Liegewiese schüchtern eine Frauenhand an Claudia und es entwickelte sich ein lustvolles Streicheln zu viert. Mehr hätte an dem Abend unsere Aufregung nicht zugelassen.
Um 4 Uhr ging das Licht an und das andere Pärchen hat uns noch schnell die Email-Adresse zugesteckt. Voller Glückshormone kamen wir zurück ins Hotel nach einem perfekten Abend: Wir waren in einer hippen Bar, hatten fein gegessen, getanzt, hatten tollen Sex und kamen frisch geduscht heim. Was für eine wundervolle Art, einen Samstagabend zu verbringen.
3. Seht ihr einen Unterschied zwischen Swinger-Events und Sexpositiv-Partys? Wenn ja – was macht für euch den Unterschied aus?
Bei klassischen Swinger Partys geht es doch oft nach dem Abchecken der Lage und dem anwesenden Angebot um den zügigen Partnertausch und den physischen Akt – am besten mit mehreren Partnern gleichzeitig oder nacheinander. Das kann teilweise fast schon zu Sportveranstaltungen ausarten für den unmittelbaren Hormonabbau. Anfangs hatte das sicher für uns einen Reiz, weil alles neu, aufregend und irgendwie verrucht war. Inzwischen sind wir da wesentlich wählerischer geworden.
Sexpositiv Partys haben wir entspannter erlebt. Dort irritiert man weniger, wenn man mit dem eigenen Partner spielt. Sexpositiv-Partys ziehen auch ein anderes Publikum an. Dort geht es weniger direkt ums Ficken. Keiner schaut komisch, wenn jemand Sex an der Bar oder auf der Tanzfläche hat, aber es muss auch nicht. Das uralte Swinger-Motto „Alles kann, nichts muss“ passt eigentlich inzwischen eher auf die Sexpositiv Szene, als auf die Swinger Szene.
Wir haben zuletzt auf Swinger Partys bewusst den Spaß gegeben, alle Angebote zum Sex mit anderen abzulehnen und nur zu zweit zu spielen. Die Irritation war lustig zu beobachten. Das hat sich auch irgendwie verrucht verboten angefühlt.
4. Wie sexuell geprägt seid ihr außerhalb von Events? Zwischen Alltag, Beruf und Familie?
Ja, wir haben auch außerhalb der Clubs Sex miteinander – und vergleichsweise vielleicht gar nicht so wenig. Wir sind jetzt zwar schon dreißig Jahre zusammen, aber es wird uns zum Glück nicht langweilig und das ist sicher auch ein Grund dafür, dass wir so lange glücklich miteinander sind.
Vielleicht sind wir sogar inzwischen etwas verwöhnt. Der eigene Partner ist vertraut und er weiß genau, wie er den anderen am schnellsten und schönsten zum Höhepunkt bringt. Andere Partner sind manchmal eine nette Abwechslung, aber am leckersten schmeckt es inzwischen für uns ehrlich gesagt zu Hause. Vielleicht ist das eh genau das, das wir über die vielen Jahre in der Szene für uns gelernt haben. Und wir sind froh, dass wir für uns den Lifestyle so gelebt haben und leben.
Wir hatten und haben wunderbare Erlebnisse mit tollen Menschen und müssen uns gegenseitig nichts vormachen. Wenn Peters Kollegen in auf einer Dienstreise zweifelt gefragt haben, ob er nicht fürchtet, dass seine Frau zu Hause fremd geht, konnte er ganz entspannt verneinen und lächeln – und sie auch. Wenn wir es hätten, hätten wir uns davon erzählt.
In der freien Wildbahn jagen wir nicht nach sexuellen Abenteuern. Unter den Normalos sind uns die damit verbundenen Erwartungshaltungen und Spannungen zu mühsam. Wenn wir Sex mit anderen haben wollen, dann suchen wir uns die Partner lieber in der Szene. Da läuft es entspannter ab
5. Habt ihr auch PT mit GV? Wenn ja – wie wichtig ist Sympathie für euch oder kommt es nur auf das Äußere drauf an?
Ja, haben wir. Ganz am Anfang hatten wir uns das nicht getraut, aber wir haben unsere Grenzen stückweise erweitert.
Selbstverständlich kommt es immer auch auf die Sympathie an. Es geht schließlich nicht um mechanisches Sportficken, sondern um die Erfüllung eines gemeinsamen Tanzes – und mit einem Unsympathen tanzt man schließlich nicht gern.
Generell schafft jede sexuelle Aktivität eine besondere persönliche Bindung. Man kommt sich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch Nahe – jedenfalls, wenn es richtig gut ist. Dabei geht es weniger darum, sich in den anderen Partner zu verlieben, sondern ihm intim Nahe zu kommen und über den Körper hinaus auch die Seele zu berühren.
6. Wie verändert „Corona“ euer Sexualleben? Angenommen, die Clubs der Stadt dürfen wieder öffnen… Werdet ihr mit die ersten Gäste sein oder lieber Zurückhaltung wahren?
Wir werden schon schnell wieder einsteigen, alleine schon, um unseren Lieblingsclub finanziell zu unterstützen. Die haben es in dieser Zeit echt schwer – vor allem, weil es noch ein junger Club ist. Massenveranstaltungen mit engem Gedränge werden wir erst einmal eher meiden. Aber ein erfüllter Abend zu zweit oder zu viert wird kein Problem sein und wir freuen uns schon drauf.
7. Ihr seid auch im Joyclub unterwegs – wer sitzt häufiger vor dem Rechner um zu Recherchieren und zu schreiben?
Auf dem Paarprofil schreibt vor allem Peter. Interessante Paare werden ausgefiltert und der Chefin zur wohlwollenden Beurteilung vorgelegt. Sie hat dann das letzte Wort. Sie ist aber auch oft online und liest sich dann gerne durch die Foren.
8. Habt ihr „Regeln“ untereinander abgesprochen?
Ja. Am Anfang natürlich noch enger gesteckt; über die Jahre stückweise erweitert. Die Sexualität berührt viele tiefverwurzelte Glaubenssätze und Werte und löst starke Emotionen aus. Es ist wichtig, als Paar den Prozess der Öffnung regelmäßig zu reflektieren und achtsam auf sich zu schauen.
Wie haben wir uns dabei gefühlt? Was das noch ok oder schon nicht mehr? Was hat das bei uns ausgelöst? Welche Glücksgefühle oder Ängste. Wir sind über die Jahre ungemein daran als Personen und als Paar gewachsen – weil wir immer über alles offen geredet haben. Das ist übrigens unsere wichtigste Regel, an der wir über all die Jahre immer festgehalten haben. Aber sogar das haben wir immer wieder hinterfragt und sehr bewusst für uns entschieden.
9. Geht ihr auch auf HÜ-Veranstaltungen? Wenn ja, was macht den Reiz aus?
Manchmal, aber selten. Für eine Frau kann es sehr spannend sein, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Allerdings ist die testosteron-getriebene Anspannung in der Luft oft auch nervend. Es ist viel mehr Scharren und Drängen bei solchen Veranstaltungen als bei Paare-Veranstaltungen. Da muss man oft Grenzen setzen, was die Stimmung an so einem Abend etwas trüben kann.
Das schöne an der Sexpositiv-Szene ist eigentlich, dass es sehr entspannt zugeht. Ein Nein wird als solches sofort akzeptiert – auch non-verbal. Solo-Männer zahlen häufig einen hohen Eintritt und kommen auch darüber mit einem hohen Druck und einer Erwartungshaltung. Da sackt das Blut schnell in den Unterkörper und es kann Stress wie in einer Dorfdisko geben.
Daher gehen wir nur auf HÜ Veranstaltungen, auf denen sich die Herren benehmen können. Ansonsten zahlen wir lieber im Club den vollen Eintritt.
10. Was ist euer Lieblingsclub und warum?
Ganz klar das Uniquex in Wien. Es ist zwar erst seit einem guten Jahr offen, aber bereits unser Partykeller geworden. Manuel hat den Club ganz neugestaltet als jungen Sexpositiv-Treffpunkt. Er ist eine Kombination aus einer chiquen Bar mit junger Musik und liebevoll gestalteten Spielräumen, die die entsprechenden Rückzugsmöglichkeiten bieten.
Das Sahnehäubchen kommt aus der Küche, in der Biggy ein kleines aber feines Buffet aus frischen Früchten und liebevollem Fingerfood zaubert.
Wir genießen die Abende dort entweder zusammen mit anderen offenen Paaren oder einfach zu zweit. Bei den Gastgebern haben wir uns noch nie gelangweilt und uns immer zu Hause gefühlt – egal ob an einem Sonntag nur wenige Leute da waren, oder der Laden mit einer heißen Motto-Party prall gefüllt war.
Insofern freuen wir uns auch schon tierisch auf die Rückkehr. Dadurch, dass der Club noch jung ist, hat er noch keine großen Rücklagen. Insofern werden wir unser Bestes geben, dass dieser wunderbare Club in Wien weiterhin erfolgreich ist.